Jungs in Röcken und Mädchen, die Fußball spielen – das kann auf den ersten Blick stutzig machen. Aber wieso verbieten und erlauben wir unseren Kindern eigentlich Unterschiedliches, basierend auf den ihn zugewiesenen Schubladen? Ein alternatives Modell, die geschlechtsneutrale Erziehung, versucht dieses System aufzubrechen. Wir erklären dir, was es damit auf sich hat sowie welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt.

Was ist geschlechtsneutrale Erziehung?

Schon bevor ein Kind geboren ist, kommt oft die Frage “Wird es ein Junge oder ein Mädchen?” auf. Aber wie wichtig ist das wirklich? Geschlechterrollen als Konzept stellen lediglich Verhaltensweisen dar, die eine Kultur für die jeweilige Gruppe als angemessen hält. Das bedeutet hier zum Beispiel, dass Männer als kämpferisch, rational und stark angesehen werden. Frauen hingegen sind traditionell das schwache, emotionale und fürsorgliche Geschlecht.

Diese Normen werden von der Gesellschaft vorgegeben und in ihr aufrechterhalten. Das bedeutet, dass sie nicht im Kind intrinsisch sind. Angeboren sind nur körperliche Merkmale, und die haben wenig mit der Verhaltensweise zu tun. Deshalb kann geschlechtsneutrale Erziehung genau an dieser Stelle ansetzen und die Unterscheide aufbrechen.

Dabei geht es darum, das Kind nicht in eine bestimmte Rolle zu drängen, sondern ihm die Wahl zu lassen. Wie so oft bewegt sich das Ganze auf einem Spektrum. Das beginnt mit Spielzeug und Hobbys, kann aber auch Kleidung und sogar die Pronomen miteinbeziehen.

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Was sind die Vorteile?

Schubladen-Denken ist restriktiv: Wenn Jungs nur das eine dürfen und Mädchen nur das andere, versperren wir vielen Kindern den Zugang zu Kleidung, Hobbys und Berufen, die ihnen Freude bereiten würden. Durch geschlechtsneutrale Erziehung, also der Bemühung, allen Sprösslingen dieselben Chancen einzuräumen, erhalten sie mehr Freiheiten. Das kann zu einer erfüllteren Kindheit führen, denn die Kleinen müssen sich nicht zurückhalten und dürfen ihre “nicht-gendergerechten” Vorlieben auskosten.

Zusätzlich ist die freie Entfaltung unglaublich wichtig, vor allem in der elementaren Entwicklungsphase des Lebens: der Kindheit. Denn in dieser Zeit lernt der Sprössling seine eigene Identität kennen und zeigt, wie er sich persönlich ausdrückt. Zudem hat er in dieser Zeit die Möglichkeit, Verschiedenes auszuprobieren, um sich selbst zu finden. Ob Chefkoch, Pferdetrainer oder Atomphysiker: Sowohl Jungs als auch Mädchen können diesen Hobbys und Berufswünschen nachgehen.

Geschlechtsneutral Erziehung hilft außerdem bei Themen der Gleichberechtigung. Stell dir vor, ein Mädchen hört beim Aufwachsen ständig die Worte “Frauen erziehen Kinder und Männer verdienen Geld.” Das kann das Kind entmutigen, seinen beruflichen Träumen nachzugehen und verstärkt zudem die patriarchale Hierarchie. Wenn schon früh damit begonnen wird, diese stereotypen Mythen als solche zu entlarven, verinnerlichen Kinder im Idealfall dieses faire Denken und verbreiten es ebenso in ihrem Leben. So sind wir der Gleichberechtigung einen Schritt näher.

Was sind die Nachteile?

Wir leben immer noch in einer Gesellschaft, die gewissen Vorstellungen für Mädchen und Jungen hat. Daher besteht bei der geschlechtsneutralen Erziehung die Gefahr, dass dein Kind von Familie oder Freunden durch sein freies Verhalten verurteilt oder sogar ausgegrenzt wird. In solchen Situationen ist es besonders wichtig für dich als Elternteil, deinem Kind persönlichen Zuspruch zu geben. Höre deinem Kind zu, unterstütze es und beschütze es, falls dieses Mobbing von Erwachsenen kommt. Überlegt euch z.B. zusammen Antworten auf potenzielle Hänseleien.

Ebenso kann es passieren, dass dein Nachwuchs sich nicht zugehörig fühlt. Wenn alle Freunde deines Kindes beispielsweise gerne mit Puppen spielen, es aber kein Interesse daran zeigt, verinnerlicht es eventuell das Gefühl, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Dies ist leider kein gegendertes Phänomen – Gruppenzwang gibt es überall.

Stelle klar, dass es vollkommen okay ist, wenn jeder Mensch unterschiedliche Interessen hat und wie spaßig es sein kann, die Freude anderer zu teilen. Schlage deinem Sprössling einen kleinen Hobby-Austausch vor: Jeder Teil der Freundesgruppe darf zeigen, was ihn gerade richtig glücklich macht. So erlernt dein Kind sowohl respektvolles Interagieren als auch Kompromisse zu schließen.

Wie funktioniert geschlechtsneutrale Erziehung?

Wir zeigen dir mehrere Möglichkeiten auf, mit denen du deinen Nachwuchs geschlechtsneutral erziehen kannst. Als allererster Punkt steht Kleidung auf dem Programm: Lass deinem Kind die Wahl, was es anziehen will. Ignoriere die getrennten Sektionen für Jungen und Mädchen in den Läden deiner Wahl – schaut euch einfach zusammen nach Stücken um, die für euch ansprechend aussehen. Es muss auch nicht immer blau oder rosa sein, greift gerne zu neutraleren Farben wie grün oder gelb.

Als Nächstes ist Spielzeug auf dem Plan. Bedenke hier, dass Puppen nicht nur für Mädchen und Dinos nicht nur für Jungs geeignet sind. Das Wichtigste ist die Freude des Kindes. Wenn es also wieder einmal Zeit ist, auf Suche nach Spaßbringern zu gehen, dann lass deinen Sprössling selbst entscheiden, was sein Herz begehrt.

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Ein letzter und extrem wichtiger Punkt zum Thema der geschlechtsneutralen Erziehung: Behandle Jungen und Mädchen nicht unterschiedlich. Nur indem du Gleichberechtigung vorlebst und zeigst, dass die Kleinen einander wirklich ebenbürtig sind, können sie dieses Verhalten auch ernstnehmen und verinnerlichen.

Vorsicht und Sorgfalt bei der geschlechtsneutralen Erziehung

Letztendlich ist das Ziel das Wohl des Kindes. Geschlechtsneutrale Erziehung bedeutet daher nicht, das Kind in irgendeine Rolle zu zwingen. Genau dieses Schubladendenken soll ja vermieden werden. Höre deswegen deinem Kind achtsam zu und respektiere seine Wünsche. Egal, ob es eine Vorliebe für Baufahrzeuge besitzt, gerne Kleider trägt, beides vereint oder gar kein daran Interesse zeigt: Lass dein Kind sich in dem, was es tut, wohlfühlen.

Kleine Racker zu erziehen, ist ein erfüllender Job. Du hilfst ihnen dabei, die Welt kennenzulernen und sich in ihr zurechtzufinden. Nun hast du von ein paar Techniken erfahren, die das Schubladendenken von Geschlechterrollen minimieren, damit sie sich frei entfalten können. Es liegt aber letztendlich an dir, zu beurteilen, was dem Wohlergehen deines Kindes guttut. Wir wünschen euch das Beste!

Weiterführende Links
www.emotion.de/…/geschlechtsneutrale-erziehung
www.familie.de/…/geschlechtsneutrale-erziehung/