Seit einer Weile schon begegnet einem dieses Thema gefühlt an jeder Ecke: im Internet, in Buchgeschäften, in Kaufhäusern. Das Bullet Journaling ist einfach omnipräsent. Doch versteckt sich dahinter nur wieder ein weiterer Trend oder ist damit tatsächlich eine wertvolle Methodik verknüpft, die dich in deinem Alltag unterstützen kann? Wir haben uns das BuJo (wie es abgekürzt gern genannt wird) näher angeschaut und geben dir Tipps und Anregungen, um dein eigenes zu gestalten. Lies hier mehr!

Welchen Zweck hat das BuJo überhaupt?

Oberflächlich betrachtet ist ein solches Journal für viele eigentlich mehr Ablenkung und lustiges Malen, als ein wirkliches Werkzeug. Man fühlt sich bei den bunten Bildchen ein bisschen an den Kalender aus Schulzeiten erinnert, in dem man während der Geschichtsstunde große Pläne gekritzelt hat, die dann aber doch nie umgesetzt wurden. Genau das ist der Punkt, an dem das BuJo ansetzt und den es ändern soll: Aufgaben erledigen. Daher auch der Name: Bullet ist Englisch und steht in etwa für Anstrich bzw. Stichpunkt.

Mit dem Bullet Journal sollen sich die unendlich langen To-Do-Listen, die nie kürzer werden und meist eher Druck aufbauen, als einem wirklich beim Organisieren helfen, endlich verändern. Die dahinterstehende Methode ist übersichtlich und klar strukturiert, wodurch ein eindeutiges System etabliert wird und man seinen Alltag besser bewältigen kann. Gleichzeitig geht es beim BuJo aber auch um eine Art der Achtsamkeit, mit der man sich selbst genau beobachtet und dadurch Erkenntnisse gewinnen kann, wo vielleicht Probleme unentdeckt lauern.

Dieser Ansatz ist also definitiv umfassender als eine ins Hausaufgabenheft gekritzelte Liste. Doch das bedeutet nicht, dass nicht auch Jugendliche mit ihm arbeiten können. Im Gegenteil: Der Alltag unserer Kinder ist in den letzten Jahrzehnten immer vollgepackter geworden. Probleme, mit denen wir als Erwachsene hantieren, landen auch immer öfter auf dem Tisch unserer Kleinen. Stress und Überforderung sind bekannte Resultate. Mit dem Bullet Journaling kann also auch schon in der Schulzeit wunderbar begonnen werden.

Neben einem Laptop liegen ein aufgeschlagenes BuJo, ein Stift sowie ein Handy

Foto: © 6689062, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Woher kommt die Methode?

Es war Anfang der 2010er Jahre, als Ryder Carroll endlich seinen Durchbruch in einer für ihn persönlich extrem wichtigen Sache feiern konnte. Der New Yorker Designer wurde schon in seiner Jugend mit einer Lernschwäche diagnostiziert, weswegen ihm der Alltag sehr schwerfiel. Lange suchte er nach einem Weg, um trotz dieser Einschränkung produktiv und fokussiert bleiben zu können. Im Laufe der Zeit entwickelte er aus zahlreichen Versuchen sein ganz eigenes System, bis schließlich das Bullet Journaling entstand.

Schlagwörter, die der Künstler selbst zu dieser Methodik angibt, sind beispielsweise: “Track The Past, Order the Present, Design the Future.” Eine ganz wichtige Komponente seines Weges ist also die Zeit. Nur wer einen schnellen und zielgerichteten Überblick über alles hat, was wichtig ist, kann auch entsprechend planen und organisieren.

Eine zweite Beschreibung von Carroll für das BuJo lautet, dass man damit vom Passagier zum Piloten seines eigenen Lebens wird. Damit ist also auch eine deutlich höhere Intentionalität verknüpft. Es geht nicht nur um das Was, sondern auch um das Warum. Denn nur wenn beides ineinander greift, kann eine Balance aus Bewusstsein, Zufriedenheit und Produktivität entstehen.

Wie funktioniert ein BuJo?

Das klingt alles zu gut, um wahr zu sein? Eine Methode, die einem so sehr unter die Arme greift und bei der Selbstoptimierung unterstützt? Die muss doch dann sicherlich hochkomplex sein und damit auch gar nicht wirklich praktikabel. Tatsächlich ist genau das der Clou des BuJos, denn das Prinzip ist wirklich schnell verstanden und muss einfach nur verinnerlicht werden. Wir verraten dir, wie es geht.

Die Grundlage: Rapid Logging

Die erste Sache, mit der du dich beschäftigen musst, ist auch die Basis, auf der alles andere aufbaut. Es ist das grundlegende Prinzip, um Ordnung ins Chaos zu bringen: das sogenannte Rapid Logging. Dahinter verbirgt sich ein ganz simpel und aufs Wesentliche heruntergebrochenes System aus bestimmten Symbolen. Diese sagen dir auf einen Blick, was eine bestimmte Notiz eigentlich ist und auf welchem Bearbeitungsstand sich der Punkt befindet. Die Symbole können nämlich dementsprechend verändert werden. Typischerweise sieht das in etwa so aus:

Symbol Erklärung
Anstrich oder Minus Notiz
kleiner Punkt Aufgabe
leerer Kreis Termin
Häkchen oder Kreuz über dem Punkt erledigte Aufgabe
Pfeil nach rechts über dem Punkt Aufgabe wird geschoben
Pfeil nach links über dem Punkt Aufgabe zurückgestellt und neu planen
durchstreichen Aufgabe oder Termin entfällt
ausgemalter Kreis erledigter Termin
Sternchen, Ausrufezeichen, etc. Priorisierung, Ideen, Wichtiges, etc.

Natürlich kann das System auch ganz individuell angepasst werden. Wenn du andere Symbole intuitiver findest, dann kannst du diese wunderbar nutzen. Es empfiehlt sich im Übrigen eine Art “Key” also eine Legende ganz am Anfang deines Journals anzulegen und diese zu pflegen. Eventuell kannst du dir diese sogar als Klappe einrichten, sodass du sie immer auffalten und sehen kannst, egal auf welcher Seite du dich in deinem BuJo befindest. Mit dieser Grundlage kannst du dann an die eigentliche Organisation gehen.

Die Planung: Future, Monthly und Daily Logs

Der für die meisten am Anfang besonders interessante Punkt am BuJo ist die Aufgabenplanung. Dafür sind die unterschiedlichen Logs wichtig. Der Future Log beschäftigt sich z.B. mit der Jahresplanung. Hier legst du dir also eine Übersicht der nächsten 365 Tage an und notierst darin alle wichtigen Dinge wie z.B. Geburtstage, Events, Urlaube, große Projekte und so weiter. Das Schöne daran ist, dass du nicht im eigentlichen Sinne an das klassische Kalendersystem gebunden bist. Du kannst jederzeit starten und diese Darstellungen so gestalten, wie du sie brauchst: ab März bis Dezember, ab April bis März des kommenden Jahres oder einfach nur für die nächsten 6 Monate.

Die nächste Ebene ist der Monthly Log. Hier findet die schon etwas detailliertere Planung statt. Dazu listest du die Tage entsprechend auf und kannst dann die wichtigen Events hier erneut bzw. genauer eintragen. Zudem hast du Platz für Aufgaben, die noch unbestimmt sind, also nicht auf einen konkreten Tag geplant wurden oder aber nicht Teil der normalen Routine sind. Arztbesuche, spontane Ausflüge oder einen Termin für den nächsten TÜV ausmachen wären Klassiker für diese Übersicht.

Und schließlich folgt der Daily Log. Hier findet die eigentlich finale und tagtägliche Planung aller Aufgaben und Termine statt. Dazu wird meist wochenweise gearbeitet. Doch da nicht jeder Tag gleich ist, empfiehlt es sich, die Listen dynamisch wachsen zu lassen. Wenn ein Tag besonders voll gepackt ist, darf er das sein. Ist der nächste hingegen recht aufgeräumt, dann darf die Liste auch kurz bleiben. So verschwendest du keinen Platz, musst aber auch nichts quetschen. Du kannst alles so gliedern und darstellen, dass es übersichtlich ist und kannst dich so auf die Sache konzentrieren und nicht auf die Dokumentation. Notizen, Gedanken, Erinnerungen, Aufgaben, Termine, egal ob privat oder beruflich: Hier hat alles seine Berechtigung!

Der Achtsamkeitsteil: Habit Tracker, Listen und mehr

Neben diesen ganzen To-Dos besteht das Bullet Journaling aber auch aus Optionen, mit denen Gewohnheiten, Gefühle und bestimmte Verläufe dokumentiert werden können. Dazu haben sich die sogenannten Habit Tracker etabliert. Mit diesen kannst du dir bestimmter Verhaltensweisen bewusst werden, neue Routinen festigen und das Voranschreiten von bestimmten Projekten protokollieren.

Es sind ganz verschiedene Darstellungsvarianten dafür möglich. Ob als Jahresübersichten, Monatslisten oder auch auf Wochenebene kannst du ganz individuell bestimmen. Auch ob es eine Art Abstreichungsmodell sein soll, du mit Color Coding arbeitest oder dir aber eine weitere Symbol-Legende ausdenkst, bleibt dir überlassen. Wichtig ist, dass diese Tracker regelmäßig geführt werden. Nur so tritt das Bewusstsein für die Beobachtungen ein.

Abgesehen von diesem Bestandteil wird das Bullet Journal noch durch einen freien Part ergänzt. Du kannst hierin nämlich auch wunderbar Listen führen (Geschenkideen, eigene Wünsche, Rezepte,…). Auch Urlaubserinnerungen lassen sich hier festhalten, genauso wie ein klassisches Tagebuch. Oder du gestaltest zwischendrin Inspirationsseiten bzw. Mood Boards für ein bestimmtes Projekt, an dem du arbeitest. Was auch immer dir gerade im Alltag hilft – im BuJo kannst du es frei und flexibel umsetzen. Durch die offene Gestaltung kann die  nächste Monatsübersicht einfach geschoben werden.

Ideen und Tipps für Tracker

Während sich die Termin- und Aufgabenplanung meist von allein ergibt – davon hast du ja sicher mehr als genug – kann man bei dem freieren Teil vielleicht ins Stocken geraten. Was sollst du denn “beobachten”? Was lohnt sich denn, getrackt zu werden? Wie immer beim Bullet Journaling ist erlaubt, was gefällt. Aber ein paar Anregungen wollen wir dir zu diesem Thema dennoch mitgeben:

  • Mood Tracker – wie hast du dich an den einzelnen Tagen im Monat gefühlt?
  • Schlaf Tracker – Schlafzeiten dokumentiert, evtl. auch Schlafqualität?
  • Trink Tracker – wie viel wurde am Tag getrunken?
  • Sport Tracker – wann wurde in der Woche/Monat welcher Sport gemacht?
  • Kopfschmerz Tracker – wann hattest du wie starke Kopfschmerzen?
  • Ernährungstracker – was wurde gegessen (Fast Food, Fleisch, Veggie, …), evtl. auch wann?
  • Medien Tracker – wie lange hast du z.B. TV geschaut oder Social Media konsumiert?
  • Finanztracker – wann wurde wofür Geld ausgegeben, wann Geld verdient?
  • Spartracker – wie viel Geld wurde diesen Monat/die Woche zurückgelegt?
  • Work Tracker – wie viele Stunden hast du heute gearbeitet?
  • Creative Tracker – warst du heute kreativ? Wie lange? Was hast du gemacht?
  • Writers Tracker – hast du heute geschrieben? Wie viele Worte / Seiten?
  • Haustiertracker – wann wurde gespielt, gebürstet, Katzenklo sauber gemacht, …?
  • Haushaltstracker – wann wurden welche Aufgaben (Wäsche waschen, Bad putzen, …) erledigt?
  • Reading Tracker – wie viele Seiten/Bücher hast du gelesen am Tag / Woche / Monat

Bei den Trackern kannst du übrigens wirklich tolle Sachen umsetzen. Ob du eine Art Kreisdiagramm entwickelst oder in einer Monatsübersicht mit verschiedenen Farben markierst, an welchem Tag du dich wie gefühlt hast, ist dir überlassen. Hier findest du viele wunderschöne Inspirationen im Internet!

Was brauchst du fürs BuJo?

Für den Anfang reicht es eigentlich, wenn du ein beliebiges Notizbuch und ein paar Stifte sowie vielleicht ein Lineal zur Hand hast. Probiere dich damit erst einmal aus, ob diese Art des Planens und Dokumentierens überhaupt etwas für dich ist. Passt das System und macht dir Freude? Dann haben wir hier zum Abschluss noch ein paar Tipps zu den perfekten Materialien.

Das richtige Journal

Es ist die Basis, in der alles stattfindet. Es wird dich wahrscheinlich auch viel unterwegs begleiten. Darum empfiehlt sich ein dicker, stabiler Einband als Schutz. Gleichzeitig ist es ideal, wenn das Buch aufgeschlagen plan auf dem Tisch liegt und nicht ständig wieder zuklappt. So kannst du konzentriert arbeiten. Blanko-Seiten sind zwar klar, aber um schnell und sauber deine Übersichten anzulegen, empfiehlt sich als Orientierung eine Art Raster. Ob kariert oder aber das inzwischen durchs Bullet Journaling populär gewordene Dotgrid, ist eine Geschmacksfrage.

Das Papier darf im Übrigen gern etwas dicker und möglichst glatt sein. So blutet nichts auf die Rückseite durch und deine Stifte gleiten angenehm darüber. Ebenfalls praktisch sind perforierte Seiten. Falls doch mal etwas nicht klappt, kannst du so das Missgeschick einfach heraustrennen und es ist nie geschehen. Mehrere Lesezeichen helfen dir dabei, schnell zu den wichtigsten Stellen springen zu können. Und eine kleine Tasche für lose Zettel ist ebenfalls eine feine Sache!

Die passenden Stifte

Um dein BuJo übersichtlich und schön – denn auch eine gewisse, ansprechende Optik trägt dazu bei, das System fortzuführen – zu gestalten, machen sich verschiedene Stifte und Farben gut. Zum einen solltest du Fineliner zur Hand haben, am besten in neutralen Farben wie Schwarz, Blau oder Grau. Damit ziehst du alle Linien und schreibst. Du kannst aber auch Verzierungen damit gestalten. Sie sind dein Hauptarbeitswerkzeug. Dabei empfiehlt sich zu wasserfesten Varianten zu greifen. So verschmiert im Nachhinein nichts, wenn du mit einer anderen Farbe darübergehst.

Apropos Farbe: Wähle dir am besten ein, zwei feste Farben aus, mit denen du arbeitest und Akzente setzt. So wird es nicht zu wild und unübersichtlich. Du kannst z.B. Brushpens, Filzstifte und Marker für solche Zwecke nutzen. Damit lassen sich Überschriften gestalten, Wichtiges hervorheben, die Tracker ausfüllen und ebenfalls dekorative Elemente malen.

Weiteres Zubehör

Zu Beginn sagten wir ja bereits: Ein Lineal ist mit das wertvollste Werkzeug. Denn beim Bullet Journaling wirst du je nach Vorliebe viele Linien und Übersichten gestalten. Je tiefer du in die Materie eintauchst, desto praktischer könnten dir auch weitere Helferlein wie etwa ein Geodreieck oder Kreisschablonen sein. Ebenfalls nicht fehlen sollten Bleistift, Radiergummi und Spitzer sowie Schere und Leim, um auch einmal ein paar hübsche Erinnerungen einkleben zu können. Stempel und Stempelkissen, Dekoklebebänder und hübsche Post-Its sind ebenfalls hübsche Verzierungen.

So ausgestattet kannst du deine ganz eigene Version eines Bullet Journals kreieren. Lass deiner Fantasie freien Lauf und sei nicht schüchtern. Hier fließen viele unterschiedliche Techniken zusammen: Vom Handlettering bis zu Sketchnotes und Collagen ist alles möglich. Aber auch ganz schlichte, einfache Looks sind erlaubt – denn am Ende dient das Ganze nicht der Ablenkung von deinen Aufgaben, sondern der Optimierung dieser.

Willst auch du diese Methode ausprobieren? Dann schau dich gern bei uns im Online-Shop um. Wir haben viele verschiedene Materialien für dich, mit denen du in die Welt des BuJos eintauchen kannst!

Weiterführende Links
www.bulletjournal.com/…/about
www.ostrich.de/bullet-journal/
www.editionf.com/neue-produktivitaet-bullet-journal/
www.tomboweurope.com/…/bullet-journaling